Inspiration, Tipps-und-Hacks | 6. November 2023
Keine Hexerei: Druckdaten mit Pantone-Farben
Erkundest du auf deinem Weg zu besonderen Druckprodukten die Welt der Farben, erwarten dich außerhalb der CMYK-Staatsgrenze erfreulich klare und schöne Farbeindrücke. Ein orange wirkt hier nicht mehr leicht schmutzig. Oder ein brillantes blau: es lässt sich auf konventionelle Art, im jeweiligen Farbraum von Vierfarb-Prozessen eindeutig nicht so überzeugend zu Papier bringen wie ein Pantone 300 U oder HKS 39 N. Mit derlei Spot-Colours, Sonderfarben, Schmuckfarben, oder wie man sie auch nennen mag, arbeiten wir in Letterpress und Siebdruck fast ausschließlich. Die Letterjazz-Manufaktur ist praktisch ein CMYK-freies Gebiet.
Jedoch: Adobe hat vor einiger Zeit Pantone-Farbbibliotheken aus den Applikationen entfernt. Was muss ich also tun, wenn ich Sonderfarben anlegen möchte? (Spoiler: es ist nach wie vor easy!)
Wer berufsbedingt die Creative Cloud abonniert hat, wünscht sich eigentlich Kontinuität, was die gewohnte Nutzung der Werkzeuge anbelangt. Doch manchmal verschwinden Dinge. Nachdem man seit 2023 die guten alten Type-1-Fonts nicht mehr nutzen konnte, flogen auch noch die Pantone-Farbtafeln, aus lizenzpolitischen Gründen, aus Illustrator & Co. heraus. Und jetzt? Was tun, wenn Pantone-Farben wichtiger Bestandteil frischer Print-Design-Arbeiten sind?
Ganz eindeutig: Entwarnung! Streng genommen brauchte man die Bibliotheken noch nie, um mit Pantone-Farben zu arbeiten. Lautet der Auftrag aus der Gestaltung an die Produktionsschmiede etwa: »drucke dieses und jenes in Pantone 123 U«, so lässt sich das in den Produktionsdaten wie eh und je anlegen (siehe Grafik unten). Alle, die nicht über sorgsam kalibrierte, kostspielige Monitore und Lösungen wie Pantone Connect verfügen, sollten sich für Farbentscheidungen auch weiterhin mit einem Pantone-Uncoated-Farbfächer bewaffnen und der Darstellung der Druckfarben am Bildschirm nicht zu viel Vertrauen schenken. Wer sich gar nicht mit der ganzen Farbfächer-Selektiererei abmühen möchte, kann uns einfach ein beliebiges physisches Muster zusenden – sei es ein Stück Stoff, bedrucktes oder farbiges Papier oder ein Warenmuster – so dass wir dies als Farbreferenz verwenden und daraufhin die Druckfarbe passend anmischen.
Um das vielfältige, weltweit etablierte Pantone-Farbsystem müssen wir uns derweil nicht sorgen. Den Spaß an klaren, intensiven Sonderfarben wird uns so schnell keine Softwareschmiede nehmen können.
Der hier beschriebene Weg kann auch genutzt werden, wenn das Design Prägefolien enthält (z. B. gold „Luxor 220“) oder mehrere Druckverfahren ins Spiel kommen (z. B.: „Siebdruck Leuchtgelb“, oder „Offset schwarz“) )
Häufig werden in CMYK angelegte Gestaltungsfarben in Illustrator- oder InDesign-Arbeitsdateien nachträglich in Pantone-Druckfarben geändert. Dabei solltest du kleine, aber böse Überraschungen vermeiden.
Ein typisches Beispiel aus der Praxis: Das rote Logo eines Kunden soll in Pantone 185 U gedruckt werden. In der Designphase wurden in der Arbeitsdatei auch andere Rot-Varianten ausprobiert, bis man sich auf 185 U festgelegt hat. Dummerweise wurde ein Teil des Logos versehentlich nicht in 185 U geändert, so dass dieses Detail im PrePress-Separationsprozess und dann auf der Druckform komplett fehlt. Am Monitor war dieser Fehler visuell nicht auszumachen – sah alles schön rot aus. Das Druckergebnis wäre unbrauchbar. Ebenso tückisch ist auch die gemischte Verwendung von schwarz und Pantone black. Obwohl es Funktionen gibt, mit denen man derlei Unreinheit beheben kann, empfiehlt sich per se folgende Kontrolle:
Nach dem Speichern als PDF-Datei solltest du diese vor der Weitergabe an Letterjazz in Adobe Acrobat in der Ausgabevorschau mit prüfendem Blick durchsehen. Die in der Datei enthaltenen Farben lassen sich damit separat ein- und ausblenden, wodurch sich die visuelle Kontrolle sehr komfortabel gestaltet. So kannst du sicherstellen, dass alles wunschgemäß in der jeweiligen Farbe enthalten ist – ein schnell erledigter Check vor der Produktion, der zu einem ruhigen Nachtschlaf beiträgt.