Talking Business | 25. März 2024

Und was bringt uns das?

Unser Vermieter ist ein kluger Mann. Er schaut von Zeit zu Zeit auf einen Kaffee und einen kurzen Austausch herein. Er ist neugierig, stellt Fragen und kommentiert. Schonungslos klar, authentisch, kein »people pleasing«, aber immer höflich und korrekt. Kürzlich hat er mich aus der Komfortzone rausgeschubst: Die Frage kam schlicht im Klang, aber mit Wucht: »Wozu?«. Für was das letztlich gut sei, was wir da so produzieren. Warum sollte ein Unternehmen Geld in die Hand nehmen, für eine Art von Produkt oder Leistung, die im Prinzip auch für deutlich weniger zu haben ist? Ob denn wohl »das Luxusfeeling für den Kunden« die einzige Daseinsberechtigung unserer Nischen-Unternehmung sei.

Die Wozu-Frage ist nicht nur legitim, sondern auch nützlich. Sie dient als Prüfschablone. Unser Angebot hat nämlich nur dann eine echte Berechtigung, wenn es den Kunden einen signifikanten Nutzen liefert, einen richtig guten Dienst erweist. Immer, wenn eine konkrete Produktions-Anfrage bei uns eingeht, hat sich der jeweilige Letterjazz-Kunde die Wozu-Frage vorher bereits selbst beantwortet. Mal glasklar und bewusst, mal nach Bauchgefühl. Dank der Anziehungskraft schöner Dinge werden Auftrags-Entscheidungen oftmals gefällt ohne die Wozu-Frage kritisch zu beleuchten. Die gute Nachricht ist: es gibt lupenreine, starke und überzeugende Argumente für First-Class-Print und -Packaging. Selbst die sparsamsten Controlling-Meister und andere Endgegner*innen kommen rasch in die Defensive, wenn man die Vorteile aus vollem Herzen vorträgt.

Markenwert-Vorteil

Ob Luxusprodukt, Dienstleistung oder B2B-Marke: Brand-Owner benötigen wirksame Instrumente, um ihr wichtigstes Asset, die Marke, zu entwickeln und auszubauen. Durch Investitionen in die physische Experience (auch bei nicht-physischen Produkten) werden Images geschaffen, die werthaltiger sind, als es mit eher flüchtigen digitalen Touchpoints möglich ist. Das gelingt insbesondere dann, wenn an den entscheidenden Stellen Qualitäts-Zeichen gesetzt werden: Ich bekomme ein Produkt oder eine Einladung ins Haus – wie nehme ich das Unboxing wahr, die Details, das erste sensorisch erfahrbare Markenerlebnis? An exakt dieser Stelle wird das digitale, audiovisuelle Versprechen validiert.

Multisensorisch – was bedeutet das praktisch? Dazu ein Beispiel: wähle für deine Karten oder dein Packaging ein Material in 800 g/qm statt 250 g/qm. Mit höherem Gewicht vermittelt sich signifikant höhere Kompetenz¹. Wenn Kompetenz für deine Marke wichtig ist, dann versäume nicht, diesen Effekt zu nutzen. Noch ein Beispiel: Ein Print-Mailing, eine Box oder eine Menükarte –  lässt sie sich haptisch erkunden? Aktiviert durch den Tastsinn steigt während der Zeit des spielerisch-beiläufigen Erkundens und Fühlens des Produkts erwiesenermaßen die Willingness to Pay² und damit auch den wahrgenommen Wert und die Attraktivität der Marke. Ein mit haptischen Verfahren gefertigtes Druckprodukt wird günstige Standardware in dieser Disziplin immer gewinnbringend outperformen.

Mit jeder Sinneswahrnehmung, die zusätzlich zur visuellen Wahrnehmung aktiviert wird, steigt unsere Gehirnaktivität um das zehnfache³. Das trägt dazu bei, dass wir ein Marken-Image selbst dann »spüren«, wenn wir bloß an die Marke denken.

Aufmerksamkeits-Vorteil

Aufmerksamkeit – spätestens seit der Ära von Meta, Linkedin, X, und TikTok ist aus dieser begrenzten Ressource eine Währung geworden. Der Wettbewerber-Rummel um Feed-Sichtbarkeit hat Preise für Social Advertising in groteske Höhen getrieben. Vor allem E-Com-Brands geben viel Geld für Neukunden aus und sind selbst gezwungen hohe Preise zu erzielen (für den Fall, dass man profitabel arbeiten will). Wenn die Aufmerksamkeit immer hochpreisiger wird und im Marketing alle in die selbe Richtung rennen, macht es um so mehr Spaß entgegen dem Hype mit Methoden aus der nicht-digitalen Welt aufzutrumpfen.

Wer horcht nicht auf, wenn plötzlich ein authentisches, luxuriös gemachtes und haptisch außergewöhnliches Print-Objekt ins Sichtfeld gelangt? Sollen chronisch vielbeschäftigte Entscheider*innen zu einem Event eingeladen werden und sich tatsächlich aufraffen den Termin fest einzuplanen? Eine E-Mail, ein Insta-Post und ein dürrer Flyer im preiswerten Briefumschlag bringen die Marketing-Performance nicht auf die Straße. Es drohen Szenarien wie »Mist, wir haben 50 k für die Produktlaunch-Party ausgegeben und es erscheinen bloß die, die eh immer kommen.« (in der Zuspitzung liegt das Anschauliche). Darum:

Konzeptionell gut gemachtes Premium-Print und -Packaging  generiert qualitativ und quantitativ Top-Aufmerksamkeit, bessere Response auf Mailings und obendrein mehr Wertschätzung für Empfänger*innen von Botschaften. Erhalten Kund*innen eine  außergewöhnliche Box mit einem wertvoll anmutendem Gutschein, einer Einladung oder einem attraktiven Produkt, gelangen sie unweigerlich zu Beurteilungen, bewusst und unbewusst:

»Wow. Diese Marke hat sich ins Zeug gelegt – sie hat mir etwas wertvolles geschickt, um mir etwas mitzuteilen. Ich bin wichtig.  Mein Status wird anerkannt. Was mir mitgeteilt wird, ist von Bedeutung und von Wert, da ich statt einer profanen Flyer-Aussendung etwas ästhetisches und hochwertiges bekommen habe.«

Ein mächtiger Differenzierungs-Vorteil. Man sollte es nicht versäumen, diesen Vorteil im Marketing und Sales zu nutzen.

Sales-Vorteil

Die einen sagen: »Ich würde niemals zwei Euro für eine Visitenkarte ausgeben«. Die anderen bestellen seit zehn Jahren die Letterpress-/Heißfolien-/Siebdruck-Karten für sich und für ihr Team immer wieder nach. Und das sind durchaus gestandene Kaufleute. Warum tun sie das? Wir haben gefragt und wir haben Antworten erhalten: Sie möchten es nicht mehr missen, dass sich das Überreichen einer Business Card jedesmal als Kontaktpunkt bewährt, der dem Terminus Touchpoint im besten Wortsinn zum Ausdruck bringt. Mein Gegenüber bemerkt die Besonderheit der Visitenkarte, schaut mich an und schlussfolgert so einiges über Anspruch, Qualitätsbewusstsein, Haltung und Stil. Kann es einen besseren Gesprächseinstieg geben?

Zurück zu den Sparfüchsen. Sie treffen sich zum Business-Termin in der 130 Kilometer entfernten Stadt mit einem potenziellen Kooperationspartner oder Kunden, weil im Vertrieb ein Videocall eben manchmal doch nicht das richtige und wirksamste ist. In der Vollkosten-Betrachtung muss das Unternehmen für so einen Ausflug samt Vor- und Nachbereitung »ein paar Hunderter« an Aufwand einplanen. Die in dieser Kostenaufstellung enthaltene Visitenkarte ist natürlich ein gigantischer Kostentreiber (\Ironie Ende). Es kommt also immer auf das Framing an. In der Relation zum Outcome sind die Kosten gering.

Vorteile nach innen

Hat dein Team etwas besonderes erreicht? Kommt jemand neu an Bord? Gibt es einen besonderen Anlass? Dann schenke deinen Mitarbeitenden doch einen möglichst billigen Werbe-Kugelschreiber aus »nachhaltigem Plastik« und einen Block, den du günstig bei einer Onlinedruckerei bestellst – Hauptsache das Logo ist drauf. Die Leute bemerken die Qualität sowieso nicht … wahrscheinlich. Hoffentlich. Soweit die Satire, die nicht selten in der Realität vorzufinden ist.

Manche Unternehmer*innen kommen erst über den Personalmangel auf die Idee, dass Mitarbeitende vielleicht doch ein gutes Gespür dafür haben könnten, ob sie der Organisation etwas Wert sind. Legt das Unternehmen generell Wert auf Qualität? Wie ist die Kultur? Sollte das alles eine wichtige Rolle spielen, lässt sich mit haptischen, attraktiven und intelligenten Präsenten wie Notizbüchern, Welcome-Boxen, Kudos-Karten und anlassbezogenen Präsenten ein Zeichen setzen. Manufactured in Germany. Ein auffälliger Unterschied zu dem, was die Mainstream & Normalo GmbH so macht. Und hochwertige Visitenkarten gibt es vielleicht auch für diejenigen Kolleg*innen, die sie aufgrund ihrer Rolle gar nicht so dringend benötigen – und sich daher um so mehr darüber freuen.

 

 

Fußnoten: 1, 2, 3: siehe dazu Fachliteratur: Hartmann, Olaf – Touch! Der Haptik-Effekt im multisensorischen Marketing.

Letterjazz-Journal

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