cross-topic, Inside-Letterjazz | 5. April 2024

Auf dem ökologischen Weg

Sollen wir über den eigenen ökologischen Anspruch wirklich Texte verfassen? Das mussten wir erst besprechen. Ja, eigentlich schon, aber bitte nicht so, wie man es aus der Werbung kennt. Sollen wir unsere Überzeugungen und Handlungen denn transparent darstellen? Ja, sollten wir machen, schließlich gibt es einen Informationsbedarf bei Menschen, die mit uns arbeiten.

Kurze Rückblende: Vor 14 Jahren. Wir gründen ein stationäres Unternehmen, das mit allerhand mechanischer Technik etwas physisches, sehr attraktives produzieren wird. Es soll etwas Langfristiges werden, das unseren Werten entspricht. Gesagt, gegründet. Auch, wenn wir keine Werbeartikel aus Plastik oder To-Go-Becher herstellen, war damals klar: alle unsere Entscheidungen und Gewohnheiten im Tagesgeschäft haben jeweils einen ökologisch relevanten Impact. Wir bewegen und bearbeiten etwas physisches, nicht bloß Informationen. Material wird beschafft und bearbeitet, dabei wird Energie freigesetzt und es bleiben am Ende des Prozesses verschiedene Stoffe übrig. Zu unserem großen Glück bringt unsere Art von Produkt samt Positionierung verschiedene, bisweilen unterschätzte Aspekte mit sich. Ökologie-Forderungen, vor allem Ressourcen-Sparsamkeit, passen gut zu Ökonomie-Interessen, aber sie passen auch generell gut zu unserer Ästhetik- und Luxus-Produktwelt, denn:

  • hochpreisige Print-Produkte werden vom Auftraggeber nur in der maximal sinnvollen Menge bestellt und sehr bewusst eingesetzt
  • wir fertigen weder Wegwerf-Werbung, noch reine, gedruckte Informationsträger, so dass das Volumen insgesamt keine industriellen Maßstäbe erreicht
  • mit Blick auf industrielle Druckverfahren bekommen wir einen sehr hochwertigen Print-Job mit vergleichsweise homöopathischen Mengen an Papier und Druckfarbe produziert
  • unsere Vorliebe für Naturpapiere und althergebrachte Drucktechnik sorgt dafür, dass wir ohne Beschichtungen, Folienkaschierungen, Polymere, etc. auskommen

Das ist ganz nett, aber es befreit uns noch lange nicht von Fragen, die sich in einer Print-Manufaktur aufdrängen: Was ist mit den Druckfarben? Wie schaut es mit Heißfolienprägung aus? Und Energie?

Dass wir im eigenen Betrieb längst nicht am Ziel sind, zeigen die Bereiche, wo bislang keine überzeugenden Lösungen existieren (Restmüll, bestimmte Klebstoffe und Lösemittel, Express-Logistik). Nach und nach erreichen wir jedoch mitunter erfreuliche Meilensteine und -steinchen:

100 Prozent Ökostrom: der größte CO2-Faktor ist in unserem Betrieb der genutzte Strom. 2021 haben wir auf Greenpeace Energy (heute: Green Planet Energy eG) umgestellt, denn dieser Versorger bietet volle Transparenz und genießt insgesamt einen tadellosen Ruf und wird von Robin Wood empfohlen.

Logistik: Über 90 Prozent der Materialien, die wir zur Fertigung unserer Aufträge einkaufen, werden in einem Umkreis von max. 1.100 km von unserem Standort hergestellt. Lieferungen per Luftfracht (die häßlichste Variante mit ca. 665 g CO2/Tonnenkilometer) schließen wir aus, was sich jedoch bei Express-Paketen nicht durchhalten lässt, da die Carrier zu unserem Unbehagen mit Inlands-Frachtflügen arbeiten. Paketlogistik beauftragen wir ausnahmslos mit CO2-Kompensation, was auf den Paket-Waybills gekennzeichnet ist. Emissionen zu vermeiden wäre allerdings schöner als jede Kompensation – ein Thema, das wir generell kritisch beobachten.

Letterpress-Druckfarben: Wir haben 2019 alle eingesetzten Farben durch Cobalt- und mineralölfreie Druckfarben ersetzt; sie bestehen substanziell aus nachwachsenden Rohstoffen; die Farben werden in Deutschland hergestellt.

Heißfolienprägung: das Wort bietet leider Potenzial für falsche Annahmen. Es wird beim Prägen schlicht überhaupt keine Folie auf das Papier aufgebracht. Als Trägermaterial für den Prägetransfer kommt tatsächlich noch Folie zum Einsatz. Unser Lieferpartner KURZ ist inzwischen in der Lage die im Veredelungs-Prozess als Reststoff bleibende Trägerfolie zur industriellen Nutzung zu verwerten. Dass durch Innovationen Kunststoffe als Trägermaterial in kürze vollständig ersetzt werden können, bleibt zu hoffen. Die auf das Papier tatsächlich applizierte Schichtdicke ist weniger als ein Hauch von nichts: rund 0,2 Mikrometer (vgl. Menschliches Haar = 50 bis 70 Mikrometer). Print-Produkte mit Heißfolienprägung lassen sich zu 100% recyclen, de-inken und kompostieren.

Plastikfreie Produkte und Verpackungen: nicht nur beim Füllmaterial, Papier-Klebeband, Lieferschein-Taschen – wir machen einen Bogen um Kunststoffe, bei den Druckprodukten selbst sowieso.

Noch wesentlich mehr Meilensteine gilt es zu erreichen. Wir bleiben dran an der Frage, wie man den Impact auf kluge Art noch weiter minimieren kann. Schwebt Dir ein Packaging- oder Printprodukt vor, das in ökologischer Hinsicht so optimal wie möglich ist? Es gibt gute, auftragsindividuelle Möglichkeiten. Darüber sollten wir sprechen.

Letterjazz-Journal

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