Drucktechnik

Letterpress

Ein Druckverfahren, das Emotionen weckt. Hast Du dich einmal für Letterpress entschieden, gibt es kein zurück mehr zu »normalem« Druck, denn: Everything looks better letterpressed!

Ein Motiv ohne Druckfarbe, also „blind“ zu prägen dient aus gestalterischer Sicht als unerhört feines Stilmittel. Die Reduktion um den Faktor Farbe liefert das Aha-Erlebnis, denn schönes Papier und eine grafische oder typografische Form sind bereits hinreichend viele Gestaltungszutaten für ein erfreuliches Druckprodukt. Bei einer Blindprägung entsteht Lesbarkeit einzig durch Licht und Schatten, bei Visitenkarten und ebenso bei allem blind geprägtem, was in der Druckerei entsteht. Die Betrachtung einer solchen Drucksache variiert je nach Licht im Raum. Das Streiflicht des frühen Tages entfaltet mitunter dramatische Wirkungen, diffuses Licht dagegen präsentiert die Blindprägung eher als Understatement.

Der charakteristische Look und die luxuriöse Haptik von Letter­press-Print­produkten entsteht durch das gleich­zeitige Ein­färben und Tief­prägen des Druck­motivs, ohne dass ein separater Präge­vorgang nötig ist. Typografie, Logos, Illustra­tionen, erscheinen am Monitor noch schlicht zwei­dimensional und erhalten nach Fertigung des Präge­stempels (mit digitaler Technik) und nach dem Einrichten des Auftrags in der Maschine ihr typisches Erscheinungs­bild.

Letterpress: in drei Minuten erklärt

Letterpress & Maschinen

Die Ära der Buchdruckmaschinen endete vor gut vier Jahrzehnten. Unsere schweren Buchdruckmaschinen wurden in den Jahren 1959 bis 1978 gefertigt. Da der Buchdruck (Letterpress) im industriellen Kontext seit Jahrzehnten praktisch keine Anwendung mehr findet, sind seit langem keine neue Maschinen mehr verfügbar. Als in den USA vor gut zwanzig Jahren einige Kreative damit anfingen, alte Druckpressen in Garagen und kleinen Studios aufzustellen, erlebte Letterpress einen Neustart als Kunst- und Design-getriebene Drucktechnik. Wir gehörten mit Letterjazz seit 2010 zu den treibenden Kräften, um das Thema Letterpress in Europa ebenso bekannt zu machen. Unsere sieben langlebigen Heidelberg-Maschinen erhalten natürlich die gebotene Pflege, da sie nach wie vor eine wichtige Rolle im Tagesgeschäft unserer Print-Manufaktur spielen.

Letterpress & Farben

Der in der Print-Welt übliche Vierfarbdruck (CMYK) spielt für Letterpress-Projekte keine Rolle. Stattdessen kommen Pantone- oder HKS-Farben zum Einsatz – auch Sonderfarben, Schmuckfarben und Spot Colours genannt. Selten kommen mehr als zwei oder drei verschiedene Druckfarben pro Job ins Spiel, denn: Mehr als eine Farbe lässt sich nicht gleichzeitig drucken, der Aufwand steigt daher mit der Anzahl der Druckfarben an. Aus technischer Sicht wäre ein Projekt mit sehr vielen Farben kein Problem, aber selten profitiert das erzielte Resultat davon und noch seltener stehen Budgets für derlei mehrtägige Produktionen zur Verfügung. Die gute Nachricht: mit nur einer Farbe lässt sich bereits eine sehr hochwertige Anmutung erzielen, oft ist es sogar eine hervorragende Idee, wie in unserem Minimalismus-Beitrag beschrieben.

Letterpress & Papier

Ungestrichene und nicht-geglättete Feinstpapiere sind erste Wahl. In den meisten Fällen eignen sich beschichtete, gestrichene, glatte, oder geprägte Papiere für Letterpress-Druckjobs nicht wirklich. Papiere mit Filzmarkierung und raue Papiere sind in der Regel gut bedruckbar. Im Vergleich zu Digital- und Offsetdruck können problemlos üppige Papierstärken eingesetzt werden – ein dickes Plus, auch aus der Sicht von Kreativen.

Letterpress-Stärken

Die dankbarsten Stilmittel für Letterpress-Projekte sind Typografie, Linien, Punkte und illustrative, grafische Elemente ohne Halbtöne. Auch feine Strukturen und filigrane Pattern sind erlaubt. Schrift in kleinen Graden sollte nicht fett sein, ansonsten lassen sich selbst sehr winzige Buchstaben noch gut lesen. Dabei sollte die Laufweite der Typo jedoch unbedingt auf einen deutlich höheren Wert gesetzt werden.

Flächen sind ein schwieriges Kapitel, siehe unten (Limitierungen). Etwas flächigere Elemente, wie z. B. Extrabold-Schriften in Schaugrößen können im Zusammenspiel mit aussparenden Elementen, also den Zwischenräumen bei Schrift und Illustrationen, reizvolle „Prägelandschaften“ ergeben. Dafür sollten die druckenden und nicht-druckenden Bestandteile in der für diesen Effekt geeigneten Weise dimensioniert werden. Wir unterstützen solche Aufgaben gern mit Lösungsvorschlägen und bieten im Zweifelsfall einen Andruck (Testdruck) an.

Raster sind grundsätzlich druckbar (ein satter Punktzuwachs ist obligatorisch), kommen jedoch sinnvollerweise nur dann ins Spiel, wenn sie als bewusstes Stilmittel oder »Spielmittel« eingesetzt werden.

Limitierungen

Jedes Druckverfahren hat spezifische Vorzüge, aber auch bestimmte Schwächen. Weniger Letterpress-Freude kommt zum Beispiel bei „massigen“, sehr dichten Druck-Motiven auf – ganz besonders aber bei größeren Farbflächen. Auf den seltener eingesetzten Zylinder-Schnellpressen sind Flächen zwar grundsätzlich druckbar, aber auch hier erhält man ein unruhiges Druckbild und allerhand Herausforderungen in der praktischen Produktion. Es hängt jeweils vom konkreten Design, der Motiv-Größe und dem gewählten Papier ab. Häufig wölbt sich das Papier an flächig tiefgeprägten Bereichen, da das Substrat hier mit mechanischer Gewalt partiell stark verdichtet wird.

Größere Formate sind keine Letterpress-Stärke, aber machbar. Mit unserem sechs Tonnen schweren „Original Heidelberg Zylinder“ können wir bis zum Bogenformat 54 x 72 cm letterpressen, wer jedoch in noch größeren Formaten drucken will, wird es schwer haben. Thema Papier: für Letterpress-Projekte ungeeignet sind gestrichene Papiere (Bilderdruckpapier) und ebenso cellophanierte oder beschichtete Substrate. Uncoated bleibt also erste Wahl. In geringen Stärken, z. B. für klassische Briefbogen, kann Letterpress eine schöne Idee sein – dennoch gilt: wer unterhalb von Karton-Grammaturen bleiben will, z. B. 150 g/qm, muss mit sichtbaren »Schattierungen« des Letterpress-Druckbilds auf der Bogenrückseite rechnen.

Design-Empfehlungen

Insbesondere Light-Schriften, hellere Druckfarben, Grafiken und Illustrationen liefern unerhörte Letterpress-Freuden. Futuristische, abstrakte oder minimalistische Artworks erhalten ebenfalls eine Landegenehmigung. Anregungen liefern unsere Print-Design-Beiträge, hier im Journal.

Die jeweils passende Gestaltung lässt auf dem Papier eine detailreiche, ästhetische Prägelandschaft entstehen. Das gelingt, wenn Texte, Pattern und Grafiken nicht allzu dicht gestaltet sind, sondern eher »luftig« – etwa durch großzügige Laufweiten und Zeilenabstände. Den nicht-druckenden Binnenräume sollte etwas mehr Platz gegönnt werden, so dass ein schönes Wechselspiel aus erhabenen und tiefgeprägten Bereichen entsteht.

Gestalterisch reizvoll kann es sein, verschiedenfarbige Elemente zu überdrucken, da durch die lasierenden Farben und die subtraktive Mischung dritte (dunklere) Farben entstehen – das sei hier erwähnt, auch wenn es kein Letterpress-eigenes Merkmal ist. Generell haben „zarte“, hellere Farben den großen Vorteil in einer besonders deutlichen, »visuellen Prägewirkung« zu resultieren, die sie weniger Licht und helle Nuancen »verschlucken«.

Druckdaten korrekt anlegen

Um diesem Thema gleich vorweg den Schrecken zu nehmen: wir prüfen alle eingehenden Druckdaten auf Herz und Nieren und erwarten von unseren Kunden auch keine Diplom-Arbeit in PrePress-Perfektion. Vielmehr bieten wir bei Bedarf Unterstützung an. Allgemein gilt, dass für die Letterpress-Produktion ein PDF benötigt wird, welches keine unerhört anspruchsvollen Anforderungen erfüllen muss. Die Druckdatei sollte in jedem Fall Schneidemarken enthalten, um das Endformat unzweifelhaft zu kennzeichnen. Schriften sollten in Pfade gewandelt sein. Die zu druckenden Farben sollten als Volltonfarbe angelegt und exakt so benannt sein, wie sie auch tatsächlich gedruckt werden (z. B. „Pantone 185 U“). Pixelgrafiken gilt es zu vermeiden, Vektorgrafiken sind ideal. Falls es doch mal Pixelgrafiken sein müssen, so sind diese im Farbmodus Bitmap (nicht mit gleichnamigem Dateiformat zu verwechseln) und 1.200 ppi anzulegen. Auch hier unterstützen wir bei Bedarf gerne mit Rat und Tat. Nach dem Erstellen der Datei ist ein Blick auf die Farbkanäle in der Ausgabevorschau von Adobe Acrobat Pro empfehlenswert – in diesem Beitrag haben wir das näher beschrieben.

Warnhinweis: Luxus-Falle

Leider gewöhnt man sich bekanntermaßen in kürzester Zeit an das schöne und bessere. Und so läuft es auch mit erstklassigen Druckprodukten – anschauen, fühlen, sich daran erfreuen … schon mag man eher nicht mehr zu Standard-Print auf Standard-Papier zurückkehren. Wir fördern diese bedenkliche Entwicklung natürlich und senden dir daher gerne einige Letterpress-Arbeitsproben aus unserer Produktion.

Referenzen

Letterpress

zum Print-Portfolio

Letterpress | Heissfolienprägung

Magazin-Cover & Sticker-Bogen

Zum Projekt