Drucktechnik
Stanztechnik
Stanzen ist der heimliche Star der Druckverarbeitung und kann als Gestaltungs-Tool wirkungsvoll genutzt werden. Wir haben vier technische Varianten des Stanzens im Einsatz.
Das Stanzen erlaubt es uns, Papier oder Pappe in frei gestaltbare Formen zu bringen. Durch diesen Prozess kann ein Motiv aus dem Material »ausgeschnitten« werden, außerdem lässt sich die Außenkontur eines Print-Objekts in eine beliebige Form bringen. Entweder wird eine bestimmte Funktion (z. B. ein Griffloch) oder ein visueller und haptischer Effekt erzielt. Typische Anwendungen sind Faltschachteln, Mappen, Karten mit Cut-out oder rundgestanzten Ecken, Buchschuber und Luxus-Verpackungen. Je höher die Materialstärke, desto herausfordernder wird es, feine grafische Formen auszustanzen.
Rillen, perforieren, kiss-cut
Rillen: Neben der Möglichkeit, eine gewünschte Form auszustanzen, kann Papier im Stanzprozess gleichzeitig auch gerillt werden, so dass sich Karton an den gerillten Stellen sauber falzen lässt, ohne dass brüchige Fasern den Spaß verderben. Typische Anwendungen sind Klappkarten, Faltschachteln und Mappen. Das Rillen ist bei Papier bzw. Karton von 150 bis 450 g/qm eine hilfreiche Technik, bei höheren Materialstärken (oberhalb von 0,5 mm) kommt das Rillen an seine Grenzen. In diesen Fällen arbeiten wir mit anderen Techniken wir Ritzen und Stauchbiegen.
Im gleichen Atemzug können beim maschinellen Stanzen mit Bandstahl-Stanzwerkzeugen auch Linien perforiert, geritzt und Material angestanzt werden (kiss-cut), um zum Beispiel Stickerbogen herzustellen.
Konventionelles Stanzen
Für größere Auflagen lassen wir von der digitalen Stanzkontur ein Bandstahl-Stanzwerkzeug anfertigen, so dass sich Mappen, Verpackungen und viele andere Arten von Druckprodukten sehr produktiv auf dem Stanzautomat fertigen lassen. Durch diese automatisierte Art der Fertigung können große Mengen sehr wirtschaftlich produziert werden. Limitierungen ergeben sich durch das Werkzeug: sehr kleinteilig und detailreich darf es nicht werden und spitze Winkel sind mit Vorsicht zu genießen, was wir bereits im Konstruktionsdesign (CAD) berücksichtigen.
Digitales Stanzen
Überschaubare Auflagen, zum Beispiel 250 Faltschachteln, stanzen und rillen wir digital auf unserem neuen Kongsberg PCS Flachbett-Schneideplotter. Die Maschine ist direkt an unser CAD-System (Esko) angebunden und stanzt sowohl filigrane Formen als auch extrem große Formate und derbe Materialstärken, bei Bedarf im Nonstop-Betrieb. Änderungen in letzter Minute sind problemlos machbar. Insbesondere bei Luxus-Packaging-Jobs mit jeweils mehreren unterschiedlichen, kleinteiligen Stanzbogen lassen sich Werkzeugkosten signifikant einsparen. Selbst datenvariables Stanzen wird damit umsetzbar, so dass beispielsweise Luxus-Präsente mit Typografie-Cutouts personalisiert werden können.
Die Laserstanzung des Logos haben wir bei dieser spannend konzipierten Karte mit Kaschierung kombiniert.
Klassische Konturstanzung – zum Beispiel für illustrativen Baumschmuck.
Für selbstklebende Etiketten und Papiere bis ca. 270 g/qm lassen sich Feinstanzungen machen – dafür nutzen wir spezielle Werkzeuge, die filigranere Formen ermöglichen. Hohe Produktionsmengen sind damit problemlos machbar.
Für Packaging-Produktionen ist Stanztechnik sehr wesentlich. Kleine Auflagen stanzen wir »werkzeuglos« – mit digitaler Technik. Ansonsten lassen wir eine Stanzform anfertigen.
Bei Stickerbogen und Haftetiketten ist ein besonders akkurates Einrichten der Maschine gefragt, da nur eine Papierschicht durchgestanzt wird (Kiss-Cut).
In einem Maschinenhub werden Außenkonturen, Rillung und Cutout gestanzt.
Lasercut und Feinstanzung
Wenn es extrem filigran wird, nutzen wir Lasercut als Mittel der Wahl. Beim Laserstanzen gibt es durch den berührungslosen Prozess kaum Limitierungen bei feinen, illustrativen, abstrakt-futuristischen oder kleinen Schrift-Motiven.
Industrielle Feinstanzung – Etiketten, Sticker, Papier und Karton bis ca. 270 g/qm können wir mit einem CNC-gefertigten Gravur-Stanzwerkzeug sehr produktiv auf unseren Letterpress-Maschinen stanzen. Die vergleichsweise hochpreisigen Werkzeuge bieten eine beachtliche Formgenauigkeit der Schneidlinen und machen auch hohe Produktions-Auflagen möglich.
Stanztechnik – ein Designtool
Zugegeben: die Art und Weise, in der wir Kreative auf den Reiz der Gestaltung mit druck- und verarbeitungstechnischen Möglichkeiten aufmerksam machen, hat schon fast missionarische Züge. Aber wir können da auch nicht an uns halten. Denn insbesondere beim Stanzen spiegeln die meisten Print-Design-Arbeiten wieder, dass man lieber erstmal an der Unterkante der Möglichkeiten bleibt. Okay, Sicherheit ist ein menschliches Bedürfnis, man macht gerne das, was man schon erfolgreich praktiziert hat. Darum hier wieder mal unser Appell: gestaltet Papier, Karton und Pappe wie eine Skulptur. Cut-outs, Konturen, Rillen, Ritzen … sich in die dritte Dimension wagen. Wir steuern das nötige Know-how bei und dienen bei Bedarf als Sparringspartner mit Rat und Tat. Dann wird sie entstehen: gestanzte Print- und Packaging-Magie!
