Drucktechnik

Blindprägung

Eine grafische Form lässt sich auch ganz ohne Farbe sehr ästhetisch inszenieren: als Blindprägung.

Ein Motiv ohne Druckfarbe, also „blind“ zu prägen führt nicht selten zu sehr ästhetischen Ergebnissen. Die Reduktion um den Faktor Farbe liefert ein gewisses Aha-Erlebnis, denn schönes Papier und eine grafische oder typografische Form erweisen sich als wesentliche Gestaltungszutaten, die nichts anderes vermissen lassen. Erst durch die bewusste Stilmittel-Beschränkung entfalten blindgeprägte Druckprodukte und Verpackungen eine wertvolle Anmutung. Bei einer Blindprägung (Hoch- oder Tiefprägung) entsteht Lesbarkeit allein durch Licht und Schatten. Das funktioniert bei Visitenkarten ebenso wie bei Etiketten und Verpackungen. Die visuelle Wirkung variiert mit den Lichtverhältnissen: Das Streiflicht des frühen Tages entfaltet mitunter dramatische Wirkungen,  während diffuses Großraumbüro-Licht die Blindprägung eher als Understatement mit primär haptischer Wirkung präsentiert.

Wird auf der Offsetdruckmaschine gedruckt und anschließend eine Blindprägung auf der Buchdruckmaschine ergänzt, erhält man nur unter bestimmten Voraussetzungen gute Ergebnisse, darum meiden wir diese Arbeitsweise. Noch wichtiger als technische Stolpersteine ist das Design. Das Druckmotiv sollte sehr ruhig, homogen und dezent sein, damit eine Prägung in dieser Kombination wirkt. Darum lautet unsere pauschale Gestaltungs-Empfehlung: Farbe weglassen. Oder mit sehr hellen Farben arbeiten, damit das Licht eine Chance hat, die Prägung sichtbar zu machen. Dunkle Farben wären da kontraproduktiv.

Das Schlagwort Blindprägung bedeutet bei genauer Betrachtung vielerlei. Bei Letterjazz erhältst Du verschiedene Möglichkeiten, die man differenziert betrachten muss: Eine »klassische« Blindprägung prägt das Papier in eine Form, die mittels Prägestempel (Matrize) und Gegenform (Patirze) entsteht. Man kann das Motiv wahlweise hochprägen, also erhabene grafische Elemente erzielen, oder tiefprägen. Ein klares Erkennungszeichen von Blindprägungen: Das Motiv erscheint auf der Bogenrückseite stets seitenverkehrt und im Fall einer Hochprägung entsprechend vertieft. Das lässt sich mit zusätzlichem Aufwand »verschwinden lassen«. Besser: man versteht es als charakteristisches Merkmal hochwertiger Print-Produkte.

Wer bereit ist, in die Abstimmung von Prägemotiv und Prägestempel zu investieren, kann mehrstufige, dreidimensionale Formen und Reliefprägungen realisieren.

Blindprägungen fertigen wir in den meisten Fällen nicht als »klassische« Blindprägung, sondern als farblosen Letterpress an. Das bietet in vielen Fällen praktische Vorteile, wenn bestimmte Voraussetzungen gegeben sind. Das Papier wird dabei nicht zwischen zwei Werkzeugteile (Matrize und Patrize) in die gewünschte Form geprägt – das voluminöse Papier selbst übernimmt hier die Rolle der Patrize. Auf der Papierrückseite ist nur eine leichte Spur der Prägung zu sehen. In vielen Fällen können wir diese auf ein kaum erkennbares Minimum reduzieren.

 

 

Fragen und Antworten zum Thema Blindprägung

Was ist eine Blindprägung?  :::  Wenn die Prägung eines Druckmotivs, zum Beispiel ein Text oder eine Grafik, gänzlich ohne Druckfarbe ausgeführt wird, spricht man von einer Blindprägung. Um die Prägung herzustellen, muss ein Prägewerkzeug (Matrize, auch Prägestempel oder Klischee genannt) angefertigt werden. Ebenso benötigt man eine Patrize. Das ist die Gegenform zur Matrize. Solche individuellen Werkzeuge werden mittels CNC-Gravur aus Messing angefertigt oder in einem Ätzverfahren aus Leichtmetall hergestellt. Know-how und Technik des Graveurs sind für den Look der Prägung von hoher Bedeutung. Die genaue Art der Anfertigung des Prägestempels ist entscheidend, um exakt das gewünschte blindgeprägte Ergebnis zu erhalten.

Was macht den Reiz einer farblosen Prägung aus?  :::  Die Lesbarkeit des Motivs entsteht hier nicht durch den Kontrast von gedruckter Farbe und Papier, sondern durch die dreidimensionale Verformung des Papiers und, resultierend, durch Licht und Schatten. Im Ergebnis erhält man eine besonders elegante, unaufdringliche Wirkung. Die unerwartete, häufig filigran erscheinende Plastizität, die die Prägung dem Material verleiht, liefert visuell und haptisch den Eindruck von Hochwertigkeit und Exklusivität. Auch im Vergleich zu digitalen Medien lässt sich mit farblos geprägten Sujets einen echter Aha-Effekt erzielen. Schlichte Eleganz: Ein Motiv ohne Druckfarbe, also „blind“ zu prägen ist aus gestalterischer Sicht ein spannendes und unverbrauchtes Stilmittel. Die Reduktion um den Faktor Farbe ist zudem ein gestalterisches Statement, denn schönes Papier und eine grafische oder typografische Form sind bereits hinreichende Gestaltungszutaten für ein schönes Druckprodukt.

Was muss Konzeptionell beachtet werden?  :::   Das sichtbare Abbild von blindgeprägten grafischen Elementen variiert je nach den Licht-Gegebenheiten im Raum. Das Streiflicht des Tageslichts am Morgen entfaltet optisch mitunter dramatische Wirkungen, weiches, indirektes Licht an einem grauen Tag dagegen führt manchmal dazu, das visuell kaum etwas zu erkennen ist. Wenn klare Lesbarkeit bei allen Lichtverhältnissen wichtig ist, sollte man im Zweifelsfall eher mit Letterpress arbeiten, was die Vorzüge von Druckfarbe und Prägung kombiniert.

Ebenso ist nicht jede Papiersorte bzw. -Stärke und -Grammatur für jede Art von Präge-Motiv geeignet. Während große Fette schriften und weniger filigrane Logos und Grafiken recht problemlos umsetzbar sind, schränken detailreiche und filigrane Schriften und Illustrationen die Papierwahl deutlich ein. Gestalter sollten hier in jeden Fall Letterjazz-Beratung und den Muster-Service nutzen und die Machbarkeit frühzeitig klären. Durch unsere Erfahrung mit relevanten Papiersorten und den jeweiligen Motiveigenschaften lassen sich unerwünschte Ergebnisse vermeiden.

Wie sieht die Rückseite einer blindgeprägten Karte aus?
Bei jeder klassischen Blindprägung erhält man auf der Rückseite ein seitenverkehrtes, geprägtes Abbild. Bei der Gestaltung der Rückseite ist das zu berücksichtigen. Letztlich ist es eine typische Eigenschaft, die zu einem geprägten Qualitäts-Druckprodukt schlicht dazugehört. Wenn dieses Merkmal explizit unerwünscht ist, hilft nur noch der „Griff in die Trickkiste“ – gerne bieten wir hierzu konkrete Beratung und Lösungsvorschläge an.

Worin unterscheiden sich Hochprägung, Tiefprägung und Reliefprägung?
Wenn beispielsweise ein kleiner Kreis geprägt werden soll, muss man sich entscheiden: Soll die Form als Vertiefung in die Papieroberfläche geprägt werden (Tiefprägung), oder will man den Kreis als erhabene, aus der Papierebene hochstehende Form ausführen (Hochprägung)? Als weitere Möglichkeit kann der beispielhafte Kreis auch als plastische, dreidimensionale Rundung hochgeprägt werden. Durch die Arbeit des Gravierbetriebs und eine genaue Design-Abstimmung können Prägewerkzeuge für kunstvolle Reliefprägungen angefertigt werden. Die praktisch häufigste Machart ist, dass das Motiv erhaben geprägt wird, also die Hochprägung.

Was ist der Unterschied zwischen Letterpress und Blindprägung?
Auch wenn in der Praxis sehr häufig die selben (Buchdruck-)Maschinen für beide Verfahren zum Einsatz kommen, gibt es grundlegende Unterschiede. Vereinfacht ausgedrückt, wird der Prägestempel bei Letterpress-Produktionen durch Gummiwalzen direkt mit Druckfarbe eingefärbt. Das Papier wird mit Farbe bedruckt und gleichzeitig wird dabei das Motiv ein wenig tiefgeprägt. Bei der Blindprägung wird das Prägewerkzeug in der Maschine nicht eingefärbt, jedoch kommt im Gegensatz zur Letterpress-Technik eine Patrize als Gegenform des Prägestempels zum Einsatz, wodurch die konturscharfe Prägung erst möglich wird, während bei Letterpress die Druckfarbe eine wichtige Rolle für die Klarheit des Druckbilds spielt.

Ist Letterpress vorteilhafter als Blindprägung?
Je nach Design bzw. Druckmotiv lässt sich das gewünschte Ergebnis mittels Letterpress unproblematischer und oft auch kostengünstiger erzielen. Ein Blick auf die Gestaltung ist dafür unabdingbar. Die Blindprägung liefern wir häufig als Letterpress-Blinddruck im Stil einer Tiefprägung: durch voluminöse Papiere in Kartonstärke kann man die Abzeichnung des Motivs, wir nennen es Schattierung, auf der Bogenrückseite nahezu verhindern. Das Papier wird nicht, wie bei der klassischen Blindprägung, zwischen zwei Werkzeugteilen in Form geprägt, sondern dient durch seine eigene Materialität als Gegenpart zum Prägestempel.

Wie lege ich die Daten für eine Blindprägung an?
Egal, ob mit InDesign, Illustrator, oder anderen Layout-Applikationen gearbeitet wird: wichtig ist, dass es sich nicht um Pixelgrafiken oder Halbtonbilder handelt, sondern um verlustfrei skalierbare, digitale Schriften und/oder Vektorgrafiken, die einfarbig in einer Volltonfarbe anzulegen sind. Diese kann als „Blindprägung“ benannt werden. In Absprache mit uns können die zu prägenden Elemente auch einfach beispielsweise in Magenta angelegt sein. Wenn allerdings mangels Alternativen doch nur ein Pixel-File vorliegt, ist im Maßstab 100% eine Auflösung von 1.200 ppi im Photoshop-Farbmodus Bitmap (Strichgrafik) nötig. Dies haben wir in unseren Datenstandards beschrieben, die wir gern zur Verfügung stellen. Manche Pixeldaten lassen sich auch vektorisieren, auch hier geben wir gern Hilfestellung.

Sollte man zuerst drucken und dann blindprägen?
Nur, wenn es nicht anders geht. Da Prägungen häufig mit Veredelung oder Aufwertungen gleichgesetzt werden, ist es leider eine gängige Praxis, dass typischerweise zuerst im Offsetdruck gedruckt wird und anschließend einzelne Elemente hochgeprägt werden – leider bleibt die erhoffte, reizvolle Wirkung fast immer auf der Strecke: die Prägung wird kaum wahrgenommen. Darum ist eine reine Blindprägung, ganz ohne Farbdruck, oder eine Letterpress-Umsetzung in der Regel eine viel wirkungsvollere Maßnahme.

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